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Kobu Teeverkostung: Silver Needle

Silver Needle Teeverkostung - Tee im Wandel der Zeit

Als ich das erste mal vor rund 25 Jahren das erste Teemuster Silver Needle in der Hand hielt war ich begeistert. Einer meiner Importeure mit guten Kontakten nach China hatte es geschafft überhaupt einen Yin Zhen zu kaufen und das noch in einer guten Qualität. Allerdings bekam er nur 3 Kilo diese tollen Tees. Der Tee war damals kaum bekannt und nur einige meiner treuen Stammkunden kamen damals in den Genuss den Tee zu erwerben.

In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Die Zeiten haben sich geändert und wir leben in einer schnellen Welt in der Grenzen und Entfernungen keine Rolle mehr spielen. Das merken wir nicht nur im Alltag, der sich immer schneller zu drehen scheint, sondern auch in der Teebranche: Flugtee wird immer früher geerntet, die Teeproduktion hat sich geändert, Tees werden immer "grüner", besonders bei den Taiwan Oolongs verzichtet man immer mehr auf die langwierige Herstellung hochwertiger dunkler Sorten.

Wer einen Silver Needle kaufen möchte, findet im Netz massig Angebote, einige der Tees zu einem absoluten Spottpreis. Da muss man sich fragen wie so was kommt. Nun, bei unserer Verkostung sind wir auf ein paar interessante Fakten gestoßen...

Die Anforderung der Teemuster

Da wir natürlich nicht die Katze im Sack kaufen möchten, haben wir erst mal bei den namhaften großen Importeuren Silver Needle Teemuster angefordert. Hier gab es schon erhebliche Preisunterschiede. Auf Nachfrage welchen Ursprungs der Tee sei mussten wir allerdings auch schon mal ein paar Tage warten um ein Antwort zu bekommen. Der original Yin Zhen kommt aus Fuding in der Provinz Fujian. Was zu erwarten war, war das die günstigeren Sorten nicht aus Fuding stammten, was sich dann auch teilweise bestätigte. Im ersten Schub erhielten wir die folgenden Muster:

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Tee A: Silver Needle Lieferant 1 - sehr günstig - Herkunft: unklar

Tee B: Silver Needle Lieferant 2 - Standard Preis - Herkunft: Fuding

Tee C: Silver Needle Lieferant 3 - Standard Preis - Herkunft: Fuding

Tee D: Silver Needle Lieferant 3 - Standard Preis - Herkunft: Guangxi

Tee E: BIO Silver Needle Lieferant 3 - Standard Preis - Herkunft: Blend aus Fujian

 

Um es vorweg zu sagen, keiner dieser Tees hat uns überzeugt. Durchweg fehlte allen Tees der Körper, sie waren lasch und bei allen Yin Zhen fehlte der typische feinblumige Charakter. Zu den Preisen muss man anmerken dass alle oben angebotenen Yin Zhen eigentlich zu günstig sind. Wenn man sich verdeutlicht wie viel Arbeit die Produktion eines solchen Tees macht und wie gering die Ausbeute ist, kommt man schnell auf einen Einkaufspreis der in die hunderte von EURO geht. Was also hier als Standard Preis angegeben ist, sind Preise die bei großen Importeuren allgemein für Yin Zhen üblich sind.

Tee A:
Der günstige Preis diese Silver Needle hat uns schon gereizt obgleich wir uns nicht viel davon erhofften. Das Teeblatt diese Tees war relativ klein für einen Silver Needle, was häufig darauf hinweist das der Tee zu früh geerntet wurde. Der Aufguss war eher lasch und hatte einen säuerlichen Charakter - nicht zu gebrauchen.

Tee B:
Teurer im Einkaufspreis und mit Ursprung aus Fuding, waren die Vorraussetzungen für eine akzeptable Qualität gegeben. Leider war dem nicht so. Dieser Yin Zhen schien überlagert oder schlecht verarbeitet. Der Geschmack war brackig und von Frische keine Spur - nicht zu gebrauchen.

Tee C:
Im gleichen Preisgefüge wie Tee B sah dieser Yin Zhen etwas anders aus. Fester im Blatt und etwas weniger behaart machte dieser Silver Needle optisch zunächst einen guten Eindruck. Allerdings konnte auch hier der Aufguss nicht überzeugen. Zwar schmeckte die Tasse weich samtig, hatte aber keinen Charakter und zu dünn - nicht zu gebrauchen.

Tee D:
Vom selben Lieferanten wie Tee C gab sich dieser Silver Needle nicht viel Unterschied. Die Tatsache das der Tee aus Guanxi stammt, wirkte sich etwas auf den Preis aus. Allerdings merkte man im Geschmack deutlich das es sich um keine hohe Qualität handelt. Es fehlten Blume um Charakter - nicht zu gebrauchen.

Tee E:
Die Tatsache das der Tee aus kontrolliert biologischem Anbau ist, war zunächst sympathisch und ein Pluspunkt. Aber auch hier war der Silver Needle in der Tasse zu schwach. Samtig weich aber kein Charakter und sehr fade. Schade eigentlich aber zu erwarten - nicht zu gebrauchen.

Noch mehr Silver Needle

Zwei kleinere Importeure mit guten Kontakten zu China hatten uns in der Zwischenzeit mit weiteren Mustern versorgt. Beide Händler beliefern uns seit vielen Jahren mit hochwertigen Tees und hier war eine gute Qualität zu erwarten. Einer der Händler hatte fur uns versucht einen guten Silver Needle aus Guangxi zu besorgen, weil der Preis attraktiv war. Nachdem er den Tee geprüft hatte, teilte er uns mit das er uns den Tee nicht verkaufen kann, da dieser zu schlecht ist. Ich bat ihn trotzdem uns das Muster zu schicken weil ich einfach neugierig war. In der zweiten Runde verkosteten wir dann:kobu-teeversand-teeblog-yinzhen-1

Tee F: Silver Needle Lieferant 4 - günstiger Preis - Herkunft: Guangxi

Tee G: Silver Needle Lieferant 4 - Standard Preis - Herkunft: Yunnan

Tee H: Silver Needle Lieferant 5 - gehobener Preis - Herkunft: Fuding

 

Die Verkostung dieser drei weiteren Silver Needle brachte dann doch einige Überraschungen mit sich und wir konnten zwei Favoriten ermitteln. Allerdings stehen noch zwei Teemuster aus, die uns erst in drei Wochen erreichen.

 

Tee F:
Auf den Tee den uns unser Lieferant gar nicht anbieten wollte waren wir gespannt. Das Blatt für einen Silver Needle mittelgroß und in schimmernden Weiß- und Grüntönen macht zunächst einen interessanten Eindruck. Eine erste sensorische Prüfung des trockenen Teeblatts war in Ordnung. Der Aufguss des Tees war klar und hatte eine gelbgrünliche Farbe. Zumindest im Ansatz hatte der Tee ein feines Aroma fiel aber nach hinten schroff ab und hinterließ ein baky Flavour. Eines ist klar, dieser Silver Needle war nicht zu gebrauchen, aber immer noch besser als alle oben getesteten Tees - besser als erwartet.

Tee G:
Ein Silver Needle aus Yunnan, das klingt zunächst interessant, ist es auch. Zwar kommt dieser Tee nicht wie das Original aus Fuding sieht aber vom Blatt her aus wie ein waschechter Yin Zhen. Sauber gearbeitet und mit einer schönen Farbe. Der Aufguss brachte einen klaren aromatischen Geschmack hervor. Aromatisch und mit einer feinen Süße wie sie für Yunnan-Tees typisch ist - alle Achtung.

Tee H:
Ein original Silver Needle aus Fuding mit einem sagenhaft schönen Blatt. Ein frisches grünes Blatt gespickt mit vielen weißen Buds. Das war zunächst schon eine Augenweide. Der Aufguss ist klar in der Tasse und verströmt einen feinblumigen Duft. Der erste Schluck füllt den Mund mit einem weichen samtigen Gefühl aus. Fein aromatisch ohne einer Spur von Schroffheit hinterlässt der Tee im Gaumen eine feine Süße Blume. Das ist bisher unser Favorit der sicher bald unser Sortiment ziert - Top Tee!

 

Fazit:

Silver Needle ist ein teurer Tee, dessen muss man sich bewusst sein. Für eine vernünftige Qualität muss man schon mit 30.- bis 50.- EURO pro 100 Gramm rechnen. Alles andere ist unbrauchbar. Wenn man nicht gewillt ist soviel Geld für einen Weißen Tee auszugeben, sollte man zu einer anderen Sorte greifen. Es gibt durchaus andere Weiße Tees die für kleineres Geld eine sehr vernünftige Qualität und einen guten Geschmack bieten.

Aber es macht absolut keinen Sinn sich einen Silver Needle zu kaufen, der von unzulänglicher Qualität ist, nur weil er günstig ist. Wie unser Test gezeigt hat, sind aber die meisten Silver Needle im Handel unbrauchbar. Selbst wenn man zu einen "günstigeren" Silver Needle greift, zahlt man schon mehr als für andere Weißen Tees, nur ist dann dieses Geld leider zum Fenster hinausgeworfen.

 

 

 

 

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